Angst

Was Angst mit uns macht

Das Gefühl von Angst hat die Evolution tief in uns verankert. Wenn es darum geht unser Leben zu schützen, reagieren wir wie die meisten Säugetiere auf Instinktebene. Die Angst soll uns davon abhalten, uns unbeabsichtigt in Gefahr zu begeben. Sie soll uns auch befähigen alle Kräfte zu mobilisieren, um einer möglichen Gefahr zu entkommen. Das Körpersystem läuft dabei auf Hochtouren. Stresshormone werden freigesetzt, Organfunktionen laufen auf Alarmstufe. All diese im Sinne des Überlebens sinnvollen Körperreaktionen stellen den Versuch einer kurzfristigen Lösung dar.

Unsere Körperfunktionen laufen heute noch so ab, als müssten wir wie unsere Vorfahren draußen in freier Natur überleben. Auch als Menschen waren wir damals von Naturereignissen oder Raubtieren bedroht. Es war wichtig, über die Wahrnehmungskanäle Informationen über eine mögliche Bedrohung zu bekommen. Um beispielsweise schnell vor einem Feind fliehen zu können, steigerte die Lunge die Sauerstoffzufuhr enorm um in den Muskeln maximale Kräfte zu mobilisieren. Kurzfristig war damit die Überlebenschance erhöht. War die Gefahr überstanden, beruhigte und normalisierte sich das Körpersystem.

Ängste, die wir heute empfinden, können jedoch Tage, Wochen und Monate andauern. Viele unterschiedliche Erfahrungen, wie z.B. die aktuelle Situation der Verunsicherung, eine Existenzbedrohung durch Kündigung oder Firmenpleite, juristische Auseinandersetzungen, schwierige Diagnosen oder Mobbing sind die Gegebenheiten, die uns heute in Angst versetzen können.

Unser Körper unterscheidet nicht. Im Falle einer Bedrohung reagiert er, wie er reagieren kann:
bio–logisch.

Die von der Natur geschaffene Fähigkeit durch Stressmodus kurzfristig eine Lösung zu ermöglichen, führt bei langanhaltender oder ständig wiederkehrender Aktivierung zu Schädigungen. Organfunktionen und Psyche bleiben in einer Überreizung. Symptome wie Bluthochdruck, Erschöpfung, Unruhe oder Schlaflosigkeit sind häufig die Folge. In solch einer destabilisierten Verfassung erhöht sich die Anfälligkeit für weitere Konfliktthemen.

In meiner täglichen Praxisarbeit beschäftige ich mich immer wieder mit den unterschiedlichen Auswirkungen von Angst. Angst liegt vielen unserer körperlichen oder gefühlsmäßigen Beschwerden zu Grunde, sowohl bei Erwachsenen wie auch bei Kindern. Je früher eine Person solchen Erlebnissen ausgesetzt ist, umso mehr kann die Entwicklung der Persönlichkeit davon beeinträchtigt werden.

Die Erfahrung zeigt, dass die Ängste, die aktuell bei jedem einzelnen durch die Corona-Krise aktiviert werden und wurden, jeweils durch zurückliegende persönliche Prägungen enorm verstärkt werden können.

Gerade deshalb kann therapeutisches Arbeiten jetzt Erleichterung schaffen.
Einerseits um mit mehr Stabilität und Gelassenheit die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Andererseits sich von alten Überzeugungen und Glaubenssätzen zu befreien.