Beispiele

1. Neurodermitis

Die Mutter der dreijährigen, an Neurodermitis erkrankten Klara kommt mit ihrem Kind zu mir. Seit ein paar Monaten besucht das Kind die Kita. Die Haut des Mädchens reagiert offenbar schon von Geburt an empfindlich in Form von Rötung und Juckreiz – und seit dem Besuch der Kita hat sich das Symptom verschlimmert.

Bei Nachforschungen in der Familiengeschichte fanden wir heraus, dass die Urgroßmutter des Mädchens als Zweijährige von der Mutter getrennt und zwangsadoptiert wurde. Diese traumatische und verdrängte Erfahrung konnte nie geheilt werden. In Klaras Erfahrungsspeicher bestand daher die Verknüpfung, „die Trennung von der Mutter könnte endgültig sein“.
Als der Mutter die Zusammenhänge bewusst geworden waren und sie es ihrer Tochter auf kindgerechte Weise erklärt hatte, verschwand das Symptom innerhalb weniger Wochen.

Wie ist das zu verstehen? Über die äußere Hautschicht wird Kontakt wahrgenommen. Da im beschriebenen Fall die Trennung von der Mutter (aus dem Erleben der Uroma) schon einmal zu dramatischen Konsequenzen geführt hatte, reagierte Klara mit der Haut als Organ, das für diesen Fall eine Lösung zu bieten hat. Um die Sinneswahrnehmung der Haut (das Fühlen des Kontakts) einzuschränken, baut sie sich während der Phase des Getrenntseins ab. Das Kind muss so weniger spüren, dass es von der Mutter getrennt ist. Wird es dann wieder von der Kita abgeholt, beginnt sich die Haut zu reparieren – Juckreiz und Rötung entstehen. Durch die fast täglich wiederkehrende Konfliktsituation erlebt die Haut des Kindes einen ständigen Kreislauf von Aktivierung und Lösung.

2. Lebensmittelallergien

Ein erwachsener Mann, der seit seiner Jugend allergisch auf Äpfel, Steinobst und Haselnüsse reagiert, kommt in die Praxis. Zunächst erforschen wir die allergische Reaktion im Detail. Er berichtet von Rötung und Tränen der Augen, von einem Juckreiz im Hals und ständig laufender Nase.

Beim Betrachten seiner Familiengeschichte im Zusammenhang mit seinen Körperreaktionen erinnert er sich an eine Situation, die sich später als die auslösende bestätigt: An Ostern teilte die Mutter ihren Kindern beim Nachmittagskaffee mit, dass die Familie in wenigen Wochen umziehen werde. Auf dem Tisch standen ein mit rohen Haselnüssen verzierter Kuchen sowie ein mit Pfirsichen und Äpfel belegter Obstkuchen. Für den Patienten, der als Schulkind unter erheblichen Kontaktschwierigkeiten gegenüber Gleichaltrigen gelitten hatte, bedeutete dies eine enorme Stresssituation:

  • er konnte nicht einschätzen, was durch einen Schulwechsel auf ihn zukommen würde, d. h. auf körperlicher Ebene keine Witterung aufnehmen → Reaktion der Nasenschleimhäute.
  • er würde seine wenigen Freunde aus den Augen verlieren → Reaktion der Augenbindehaut.
  • er konnte die Entscheidung seiner Eltern nicht verstehen und wollte sie deshalb nicht schlucken → Reaktion der Rachenschleimhaut.

Um diese damalige emotionale Stresssituation zu vermeiden, löste das Gehirn beim Verzehr der genannten Lebensmittel seit dem Umzug die allergischen Reaktionen aus. Der Klient konnte den Zusammenhang nachvollziehen. Noch in der Praxis verzehrte er die bisher gemiedenen Lebensmittel, ohne dass der Körper „Alarm“ auslöste.

Es genügt also, Stresssituationen aus der Vergangenheit zu identifizieren und sich ihnen bewusst zu werden. Denn die allergische Krise verfolgt nur ein Ziel: Sie will die Konfliktsituation (das Gehirn nimmt an, dass sie wiederkehrt) in dem Moment, in dem das Allergen auftaucht, vermeiden.